Delphi Studie Ergonomie: Arbeitsplatz der Zukunft

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Inhaltsverzeichnis

Was prognostiziert eine Delphi-Studie zur Ergonomie für den Arbeitsplatz der Zukunft?

Delphi-Studien zur Ergonomie prognostizieren eine Zukunft, in der digitale Werkzeuge wie virtuelle Menschmodelle die Arbeitsplatzgestaltung präventiv und individuell optimieren. Der Fokus verschiebt sich von reaktiven Korrekturen hin zu proaktiven, datengestützten Simulationen, die Gesundheit, Wohlbefinden und Produktivität der Mitarbeitenden systematisch in den Mittelpunkt stellen.

Was genau ist eine Delphi-Studie im Kontext der Ergonomie?

Eine Delphi-Studie ist eine systematische, mehrstufige Befragungsmethode, die darauf abzielt, einen möglichst zuverlässigen Konsens unter Expert*innen zu einem komplexen Zukunftsthema zu finden. Im Bereich der Ergonomie wird diese Methode eingesetzt, um zukünftige Trends, technologische Entwicklungen und Herausforderungen bei der Gestaltung von Arbeitssystemen zu prognostizieren.

Der Prozess funktioniert in mehreren Runden. Zunächst wird eine Gruppe von Fachexpert*innen zu einem spezifischen Thema befragt, beispielsweise zu den Potenzialen der digitalen Ergonomie. Die Antworten werden anonymisiert zusammengefasst und allen Teilnehmenden erneut vorgelegt. Da die Expert*innen die aggregierten Meinungen der Gruppe sehen, können sie ihre eigenen Einschätzungen überdenken und anpassen. Dieser iterative Prozess wird so lange wiederholt, bis ein stabiler Gruppenkonsens erreicht ist. Weil diese Methode die Meinungen systematisch konsolidiert und statistisch auswertet, erhöht sich die Prognosegenauigkeit im Vergleich zu Einzelgutachten. Studien zeigen, dass die Delphi-Methode die Fehlerquote von Expertenurteilen um durchschnittlich 15 % pro Befragungsrunde reduzieren kann [Statistisches Bundesamt].

Wenn es um Ergonomie geht, hilft die Delphi-Methode, eine Roadmap für zukünftige Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten zu erstellen. Sie identifiziert, welche Technologien und Methoden das größte Potenzial haben, um Arbeitsplätze sicherer und gesünder zu machen. So können Institutionen wie die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) fundierte Strategien entwickeln, die auf einem breiten Expertenwissen basieren, anstatt auf isolierten Einzelmeinungen [BAuA]. Die Ergebnisse dienen als wissenschaftliche Grundlage, um Normen und Standards für den Arbeitsplatz der Zukunft zu entwickeln.

Welche zentralen Trends identifiziert die Delphi-Studie 'Digitale Ergonomie 2025'?

Die Delphi-Studie "Digitale Ergonomie 2025" der BAuA identifiziert den Vormarsch digitaler Menschmodelle und simulationsgestützter Ergonomiebewertungen als zentralen Trend. Künftige Arbeitssysteme werden demnach bereits in der Planungsphase virtuell auf ergonomische Risiken geprüft, was eine präventive und ressourcenschonende Gestaltung ermöglicht.

Ein wesentliches Ergebnis der Studie ist die klare Verschiebung von einer nachsorgenden zu einer vorsorgenden Ergonomie. Traditionell wurden ergonomische Mängel oft erst dann behoben, wenn Mitarbeitende bereits über Beschwerden klagten. Weil digitale Werkzeuge nun eine frühzeitige Simulation von Arbeitsabläufen ermöglichen, können physische und psychische Belastungen identifiziert und eliminiert werden, bevor ein physischer Prototyp oder Arbeitsplatz überhaupt existiert. Dies reduziert nicht nur das Risiko von arbeitsbedingten Erkrankungen, sondern senkt auch die Kosten für nachträgliche Anpassungen erheblich. Die Studie hebt hervor, dass insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) anwenderfreundliche und kostengünstige digitale Werkzeuge entwickelt werden müssen, um diese Potenziale flächendeckend zu nutzen [Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin].

Ein weiterer identifizierter Trend ist die zunehmende Individualisierung ergonomischer Maßnahmen. Anstelle von Einheitslösungen, die für den "Durchschnittsmenschen" konzipiert sind, ermöglichen digitale Modelle die Berücksichtigung individueller Körpermaße, Altersgruppen oder eventueller Vorbelastungen. Wenn ein Arbeitsplatz für eine konkrete Person oder Personengruppe simuliert wird, können Bewegungsabläufe und Belastungsspitzen präzise analysiert werden. Dies führt zu maßgeschneiderten Arbeitsumgebungen, die die Leistungsfähigkeit und Gesundheit jedes Einzelnen optimal unterstützen. Die Experten der Delphi-Studie prognostizieren, dass solche personalisierten Ansätze bis 2025 zum Standard in der Industrie werden [BAuA].

Wie verändern digitale Menschmodelle die ergonomische Arbeitsplatzgestaltung?

Digitale Menschmodelle (DMM), auch Avatare genannt, revolutionieren die Ergonomie, indem sie die physische Interaktion eines Menschen mit seiner Arbeitsumgebung virtuell simulieren. Anstatt aufwendiger realer Tests ermöglichen sie eine schnelle und präzise Analyse von Haltungen, Kräften und Bewegungsabläufen direkt im CAD-Modell eines Produkts oder Arbeitsplatzes.

Der fundamentale Wandel liegt in der Verlagerung der ergonomischen Prüfung in die frühesten Phasen des Produktentwicklungszyklus. Wenn-Dann-Szenarien lassen sich mühelos durchspielen: Wenn ein/eine Monteur*in ein Bauteil an einer schwer erreichbaren Stelle anbringen muss, kann das DMM simulieren, welche Gelenkbelastungen und Zwangshaltungen dabei entstehen. Die Software analysiert diese Daten und visualisiert potenzielle Risikobereiche, beispielsweise durch eine farbliche Markierung überlasteter Körperregionen. Da diese Analyse rein digital erfolgt, können Ingenieur*innen und Designer*innen verschiedene Varianten eines Arbeitsplatzes testen und optimieren, ohne auch nur eine Schraube real verbaut zu haben. Dies führt zu einer signifikanten Reduzierung von Entwicklungszeit und -kosten sowie zur Vermeidung ergonomischer Fehlkonstruktionen [KAN].

Die folgende Tabelle vergleicht den traditionellen Ansatz mit der modernen, durch digitale Menschmodelle gestützten Ergonomiebewertung:

Kriterium Traditionelle Ergonomiebewertung Digitale Ergonomiebewertung (mit DMM)
Zeitpunkt der Analyse Spät im Prozess, oft erst am physischen Prototyp oder fertigen Arbeitsplatz Sehr früh in der digitalen Planungs- und Konstruktionsphase (CAD)
Kosten für Änderungen Hoch, da physische Umbauten oder Neukonstruktionen erforderlich sind Niedrig, da Änderungen im digitalen Modell schnell und kostengünstig umsetzbar sind
Genauigkeit Abhängig von Beobachtung und subjektiven Angaben der Testpersonen Hoch, basiert auf biomechanischen Berechnungen und validierten Normen (z.B. EAWS)
Umfang der Tests Begrenzt durch Verfügbarkeit von Prototypen und Testpersonen Nahezu unbegrenzte Simulation verschiedener Szenarien, Körpergrößen und Aufgaben
Fokus Reaktiv: Korrektur bestehender Probleme Präventiv: Vermeidung potenzieller Probleme

Warum ist die menschzentrierte Gestaltung über die reine Ergonomie hinaus wichtig?

Eine menschzentrierte Gestaltung geht über die reine Vermeidung physischer Belastungen hinaus und bezieht kognitive sowie emotionale Aspekte mit ein, um Umgebungen mit hohem Wohlfühlfaktor zu schaffen. Solche Arbeits- und Lernorte fördern nachweislich nicht nur die Gesundheit, sondern auch Kreativität, Motivation und Innovationsfähigkeit der Nutzenden.

Die reine Ergonomie konzentriert sich primär auf die physische Anpassung der Arbeit an den Menschen, um Belastungen des Bewegungsapparates zu minimieren. Ein menschzentrierter Ansatz, wie er in der Delphi-Studie "Lernen im Jahr 2040" des Fraunhofer FKIE untersucht wurde, erweitert diese Perspektive. Er stellt die Frage, wie eine Umgebung gestaltet sein muss, damit Menschen sich wohlfühlen, gerne dort aufhalten und ihr volles Potenzial entfalten können. Weil Faktoren wie Raumakustik, Lichtverhältnisse, soziale Interaktionsmöglichkeiten und flexible Nutzungskonzepte berücksichtigt werden, entsteht eine ganzheitlich positive Nutzererfahrung. Diese Atmosphäre unterstützt die kognitive Leistungsfähigkeit und reduziert psychischen Stress, der laut Umfragen bei rund 14 % der Beschäftigten eine häufige Belastung darstellt [DGUV].

Dieser Ansatz ist für Unternehmen von strategischer Bedeutung. Wenn Arbeitsumgebungen so gestaltet sind, dass sie das Wohlbefinden aktiv fördern, führt dies zu einer höheren Mitarbeiterbindung und einer gesteigerten Attraktivität als Arbeitgeber. Kreativität und Problemlösungskompetenz sind direkt an das psychische und emotionale Befinden gekoppelt. Eine Umgebung, die Sicherheit, Komfort und Inspiration vermittelt, wird somit zu einem direkten Treiber für Innovation. Die Experten der Fraunhofer-Studie betonen, dass die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit von Organisationen maßgeblich davon abhängt, ob sie solche produktiven Wohlfühl-Orte schaffen können [Fraunhofer FKIE].

Welche konkreten Handlungsempfehlungen ergeben sich für Unternehmen?

Für Unternehmen ergibt sich aus den Delphi-Studien die Handlungsempfehlung, Ergonomie als strategische Investition in die Zukunftsfähigkeit zu begreifen und digitale Werkzeuge proaktiv in Planungs- und Gestaltungsprozesse zu integrieren. Dies erfordert eine Sensibilisierung des Managements und die gezielte Weiterbildung von Fachkräften.

Um die Potenziale der digitalen Ergonomie zu nutzen, sollten Unternehmen eine schrittweise Implementierung anstreben. Der erste Schritt ist die Analyse der bestehenden Prozesse und die Identifikation von Arbeitsplätzen mit hohem ergonomischem Risiko. Basierend darauf kann die Einführung von Simulationssoftware gezielt erfolgen. Da die Bedienung dieser Werkzeuge spezifisches Know-how erfordert, ist die Investition in Schulungen für Ingenieur*innen, Planer*innen und Sicherheitsfachkräfte entscheidend. Eine Delphi-Erhebung des BIBB zeigte bereits früh, dass über 70 % der Expert*innen einen verstärkten Forschungs- und Entwicklungsbedarf sahen, was den Bedarf an qualifiziertem Personal unterstreicht [BIBB].

Folgende konkrete Maßnahmen können abgeleitet werden:

  • Sensibilisierung der Führungsebene: Das Management muss den Return on Investment (ROI) von Ergonomie verstehen, der sich aus reduzierten Fehlzeiten, geringerer Fluktuation und höherer Produktivität zusammensetzt.
  • Aufbau digitaler Kompetenzen: Es sollte in die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitenden im Umgang mit digitalen Menschmodellen und Ergonomie-Simulationssoftware investiert werden.
  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit fördern: Design, Produktion, Personalabteilung und Arbeitssicherheit müssen eng zusammenarbeiten, um ergonomische Prinzipien von Anfang an in alle Prozesse zu integrieren.
  • Pilotprojekte starten: Die Einführung digitaler Ergonomie-Tools kann zunächst in einem abgegrenzten Bereich getestet werden, um Erfahrungen zu sammeln und den Nutzen für das gesamte Unternehmen zu demonstrieren.
  • Mitarbeitende einbeziehen: Die Expertise derjenigen, die die Arbeit täglich ausführen, ist von unschätzbarem Wert. Ihre Rückmeldungen sollten systematisch in die virtuelle Optimierung der Arbeitsplätze einfließen.

Häufige Fragen zur Delphi-Studie und Ergonomie

Wie zuverlässig sind die Prognosen einer Delphi-Studie?

Die Prognosen einer Delphi-Studie gelten als sehr zuverlässig, da sie auf dem systematisch gebündelten Wissen zahlreicher unabhängiger Expert*innen basieren. Durch den mehrstufigen, anonymisierten Prozess werden individuelle Fehleinschätzungen und Gruppenzwang minimiert, was die Qualität der Ergebnisse im Vergleich zu Einzelmeinungen deutlich erhöht.

Was kostet die Umsetzung digitaler Ergonomie-Maßnahmen?

Die initialen Kosten für Softwarelizenzen und Schulungen können variieren, sollten aber als Investition betrachtet werden. Langfristig führen digitale Ergonomie-Maßnahmen durch die Reduzierung von Krankheitsständen, die Vermeidung teurer Umbauten und die Steigerung der Produktivität zu einer signifikanten Kostenersparnis und einem positiven ROI.

Welche Rolle spielt KI in der zukünftigen Ergonomie?

Künstliche Intelligenz (KI) wird eine zentrale Rolle spielen, indem sie ergonomische Analysen automatisiert und beschleunigt. KI-Systeme können in Echtzeit Bewegungsdaten von Mitarbeitenden analysieren (z. B. via Kameras) und sofortiges Feedback zu potenziell schädlichen Haltungen geben oder komplexe Simulationsdaten selbstständig auswerten.

Sind diese ergonomischen Trends auch für kleine Unternehmen (KMU) relevant?

Ja, absolut. Auch wenn KMU oft über geringere Budgets verfügen, sind sie besonders auf gesunde und produktive Mitarbeitende angewiesen. Zukünftige Entwicklungen zielen laut BAuA-Studie darauf ab, kostengünstigere und einfacher zu bedienende digitale Ergonomie-Tools zu schaffen, die speziell auf die Bedürfnisse von KMU zugeschnitten sind.

Quellenverzeichnis

  1. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). (o. D.). Delphi-Studie „Digitale Ergonomie 2025“. Forschungsprojekt F2313. Abgerufen von https://www.baua.de/DE/Forschung/Forschungsprojekte/f2313
  2. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). (2013). Digitale Ergonomie 2025: Ergebnisse einer Delphi-Studie (Bericht). Abgerufen von https://d-nb.info/1042333319/34
  3. Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). (2003). Delphi-Erhebung zu zukünftigen Forschungs- und Entwicklungsbedarfen in der Berufsbildung. Abgerufen von https://www.agbfn.de/dokumente/pdf/beitr280_003.pdf
  4. Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV). (2017). Grundlagen und Datenquellen für die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung. Abgerufen von https://www.dguv.de/medien/inhalt/praevention/gda/handeln/anlage_3_datenquellen_neu11176.pdf
  5. Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie (FKIE). (2023). Delphi-Studie „Lernen im Jahr 2040“. Pressemitteilung. Abgerufen von https://www.fkie.fraunhofer.de/de/newsroom/Presseinformationen/lernen2040-afg-werne.html
  6. Kommission Arbeitsschutz und Normung (KAN). (2013). Digitale Menschmodelle machen Arbeitsmittel und Prozesse ergonomischer. KANBrief 4/13. Abgerufen von https://www.kan.de/publikationen/kanbrief/ergonomie-in-bewegung/digitale-menschmodelle-machen-arbeitsmittel-und-prozesse-ergonomischer
  7. Statistisches Bundesamt (Destatis). (2003). Die Delphi-Methode und ihre Eignung als Prognoseinstrument. Wirtschaft und Statistik, 8/2003. Abgerufen von https://www.destatis.de/DE/Methoden/WISTA-Wirtschaft-und-Statistik/2003/08/delphi-methode-082003.pdf?__blob=publicationFile

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